20 Sätze, die Introvertierte nicht mehr hören können

Grafik mit der Aufschrift: 20 Sätze, die Introvertierte nicht mehr hören wollen. Links die Zeichnung einer Frau, die genervt schaut und die Hände hebt.

Es gibt Sprüche, die wollen wir Introvertierte einfach nicht mehr hören. Sätze, die uns immer wieder an den Kopf geklatscht werden und von denen wir Eiterpusteln und Schnappatmung bekommen.

Eine Auswahl an diesen Sätzen habe ich in diesem Beitrag mal gesammelt. Wenn du auch introvertiert bist, ist die Chance ziemlich groß, dass du dir einige dieser Aussagen auch schon anhören musstest. Vielleicht gibt es noch weitere Sprüche, die dich nerven, dann schreib sie gerne in die Kommentare.

„So, liebe Kinder. Heute machen wir eine Gruppenarbeit.“

Bei diesem Satz brach immer die ganze Klasse in Jubel aus – außer die Introvertierten. Es ist kein Geheimnis, dass wir am liebsten alleine arbeiten. Da können wir uns am besten konzentrieren. Und oft sind unsere Ergebnisse dann auch richtig gut.

Aber Gruppenarbeiten sind sehr beliebt bei Lehrkräften. Nicht zuletzt, weil Teamfähigkeit als eine wichtige Kompetenz gilt. Was blieb uns da anderes übrig, als uns der Sache zu fügen?

Im Allgemeinen gibt es bei Teamarbeiten zwei Gruppen von Introvertierten: Die „Unsichtbaren“ und die „Nerds“ (beide Bezeichnungen sind nicht abwertend gemeint).

Die „Unsichtbaren“ fühlen sich total nutzlos, können sich kaum einbringen (vielleicht auch, weil sie schüchtern sind) und wünschen sich einfach nur, aus der Situation flüchten zu können.

Die „Nerds“ haben das Gefühl, dass die ganze Arbeit an ihnen hängen bleibt. In der Regel erzielen sie allein hervorragende Ergebnisse. In Gruppen haben erstens Angst, die Kontrolle abzugeben und sind zweitens auch oft diejenigen, die sich am meisten reinhängen, weil sie eben hohe Erwartungen haben.

Beide Rollen sind hart und bringen Probleme mit sich. Kein Wunder also, dass wir Gruppenarbeiten nicht besonders mögen.

„Komm doch mal mehr aus dir raus!“

Ja, genau. Komm mehr aus dir raus, mach mal den Mund auf, stürz dich ins Partyleben.

Schon mal darüber nachgedacht, dass wir das vielleicht gar nicht wollen? Vielleicht fühlen wir uns ja wohler, wenn wir uns zurückhalten und eher beobachten, als uns in den Mittelpunkt zu drängen? Und ganz vielleicht braucht die Welt auch solche Leute – denn es wäre ja schlimm, wenn alle gleich ticken würden. Nein, bei letzterem bin ich mir sogar ziemlich sicher.

Ein Zitat, das ich dazu erwähnen möchte:

„Einem Introvertierten zu sagen, dass er mehr aus sich herauskommen soll, ist genauso unhöflich, wie einem Extrovertierten zu sagen, dass er endlich die Klappe halten soll.“

Unbekannt
Introversion ist angeboren. Sie kann nicht abtrainiert werden und muss es auch nicht.

„Du musst dir deine Introversion abtrainieren.“

Introversion ist angeboren. Sie kann nicht abtrainiert werden und muss es auch nicht. Punkt.

„Dauernd hockst du allein rum. Bist du nicht total einsam?“

Hehe, wisst ihr was? Wenn ich von mir ausgehe, bin ich meist eher dann einsam, wenn ich mich in Menschenmengen befinde.

Als ich 19 Jahre alt war, war ich mal auf einem großen mehrtägigen Event, das auf einem Messegelände stattfand. Ich hatte dort sofort das Gefühl, nicht zu den anderen zu passen und fühlte mich richtig, richtig einsam. Es war sogar so schlimm, dass ich depressiv wurde und auf die Krankenstation musste.

Der behandelten Ärztin erzählte ich, dass ich mich schrecklich einsam fühle. Sie schaute mich daraufhin völlig irritiert an und frage: „Einsam? Wieso fühlen Sie sich einsam? Hier sind doch so viele Leute!“

Ja, genau deshalb war ich einsam. Weil keiner von mir Notiz nahm und ich nur herumsaß.

Zu Hause, alleine in meinem Zimmer, da fühlte ich mich jedoch sehr wohl und hatte immer genug kreative Ideen, die mich davor bewahrten mich zu langweilen oder einsam zu fühlen.

„Nicht so schüchtern!“

Ich habe es schon oft gesagt und ich wiederhole mich gerne noch einmal: Introvertiert und schüchtern zu sein sind zwei Paar Schuhe. Deshalb möchte ich dazu an dieser Stelle auch gar nicht viele Worte verlieren, sondern auf den ausführlichen Artikel verweisen, in dem ich erkläre, was der große Unterschied zwischen Introvertiertheit und Schüchternheit ist.

Eins muss ich allerdings hinzufügen: Es gibt prozentual gesehen, mehr schüchterne Introvertierte als schüchterne Extrovertierte.

„Warum bist du eigentlich immer so ruhig?“

Als mir die Frage zum ersten Mal gestellt wurde, war ich so baff, dass ich keine Antwort darauf wusste. Mir war das selbst gar nicht bewusst, dass ich so extrem ruhig war. Mit meinen Freund*innen sprach ich ganz normal und ansonsten beobachtete ich lieber. Nicht, weil ich mich nicht traute, zu reden, sondern weil ich kein Bedürfnis danach hatte.

Und so ist es noch immer.

Meine heutige Antwort auf die Frage ist deshalb: „Weil ich eben so bin. Warum bist du immer so laut?“

Introvertierte sind von Natur aus eher ruhige Zeitgenossen, die nicht unbedingt einen Adrenalinrausch brauchen, um glücklich zu sein.

„Boah, bist du langweilig!“

Als Teenager wäre ich bei der Frage in ein totales Loch gefallen. Heute ringe ich mir dabei höchstens ein müdes Lächeln ab.

Introvertierte sind von Natur aus eher ruhe Zeitgenossen, die nicht unbedingt einen Adrenalinrausch brauchen, um glücklich zu sein.

Während Extrovertierte es lieben, sich bei Partys ins Getümmel zu stürzen oder die wildesten Achterbahnfahrten im Freizeitpark zu unternehmen, kann für uns ein gemütlicher Leseabend stimulierend genug sein. Oder einen Film zu schauen und sich danach darüber auszutauschen. Oder an einem Text zu schreiben – so wie ich es gerade tue.

„Du bist nicht introvertiert – du redest doch mit mir!“

Wer hat eigentlich das Gerücht in die Welt gesetzt, dass Introvertierte grundsätzlich nicht reden? Wir halten uns gerne zurück, ja, aber das heißt nicht, dass wir nicht zu richtigen Quasselstrippen mutieren können.

Essenziell hierbei:

  • wir müssen uns in unserer Umgebung wohlfühlen und/oder
  • es muss um ein Thema gehen, das uns interessiert

Glaub mir, wenn man mit mir anfängt, übers Bloggen, Social Media, Bücher oder dergleichen zu sprechen, bin ich kaum mehr zu stoppen. Natürlich vorausgesetzt, ich fühle mich wohl und habe das Gefühl, dass es die Menschen um mich herum interessiert, was ich erzähle. Trotzdem bin ich sehr, sehr introvertiert.


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„Wie, du hattest noch nie eine Beziehung?!“

Dieser Satz stammt von einer ehemaligen Klassenkameradin. Wir waren auf Klassenfahrt und ich kam mit ihr ins Gespräch. Sie war die „Coole“ in der Klasse, dieses Mädchen, das alle anderen Mädchen bewundert haben. Und ich war ein Niemand. Jedenfalls hatte ich das „Glück“, dass sie mit mir redete und leider fragte, wie viele Kerle ich schon gehabt hätte. Als ich zugab, dass ich noch nie eine Beziehung hatte, war sie völlig schockiert und ihr entfuhr oben genannter Satz.

Das hat mir damals sehr wehgetan und ich fühlte mich völlig minderwertig und nicht liebenswürdig, weil ich mit 13 (!) noch keine Beziehung hatte. Ich dachte damals, dass ich niemals einen Typen abbekommen würde. Mittlerweile bin ich 32 und hatte einige Beziehungen. Schöne und nicht so schöne.

Dennoch ist mir auch bewusst, dass es gerade unter den Introvertierten viele gibt, die einfach keine*n Partner*in finden, auch nicht im Erwachsenenalter. Denen tun Sätze wie diese natürlich noch viel mehr weh. Vor allem, wenn sie auch noch zu den Schüchternen gehören und nicht dem aktuellen Schönheitsideal aus den Hochglanzmagazinen entsprechen.

All denen möchte ich eins sagen: Ihr seid toll und liebenswert, so wie ihr seid und braucht keine Beziehung, die das bestätigt. Auch, wenn es sich vielleicht nicht so anfühlt. Ganz wichtig ist, dass ihr euch selbst liebt, wertschätzt und auf euch aufpasst. Denn nur wer mit sich selbst im Reinen ist, strahlt das auch aus. Ich weiß, das ist sehr schwierig, gerade, wenn man sehr an sich zweifelt. Aber wer sich selbst liebevoll behandelt, zieht auch Menschen an, die einem Liebe geben wollen.

Und wenn du das Gefühl hast, das alleine nicht zu schaffen, dann denke darüber nach, dir Hilfe zu suchen. Entweder im eigenen Freundes- und Familienkreis oder bei einer professionellen Therapieperson bzw. einem Coach.

Viele Introvertierte hassen telefonieren und regeln alles lieber in schriftlicher Form.

„Vielen Dank für Ihre E-Mail. Bitte rufen Sie uns an …“

Mal ehrlich. Was soll der Bockmist? Wenn ich jemanden per E-Mail kontaktiere, möchte ich meist auch eine Antwort per E-Mail. Sonst hätte ich ja angerufen. Es sei denn, ich habe in der E-Mail nach der Telefonnummer gefragt, was ich aber so gut wie nie tue.

Viele Introvertierte – auch ich – hassen telefonieren und regeln alles lieber in schriftlicher Form. Und dafür haben wir gute Gründe!

„Du hältst dich wohl für was Besseres.“

Leider ruft unser Hang dazu, uns zurückzuziehen, beim einen oder anderen den Eindruck hervor, dass wir furchtbar arrogant sind.

Bitte, liebe Extrovertierte, wenn wir zu einem geselligen Treffen nein sagen oder etwas ablehnen, das ihr uns anbietet oder wofür ihr bittet, dann meist nicht, weil wir uns für etwas Besseres halten. Der wahre Grund ist unser Energiehaushalt. Wir MÜSSEN manchmal einfach für uns allein sein, um wieder Energie zu tanken.

Ebenso, wenn wir euch gegenüber nicht viel sagen. Das hat nichts mit Arroganz zu tun, sondern damit, dass wir eben nicht immer Gesprächslaune haben und auch meistens nicht die Personen sind, die ein Gespräch beginnen. Und Small Talk können wir schon erst recht nicht. Das steckt einfach in unserer Natur.

Gebt uns ein bisschen Zeit, um mit euch warmzuwerden. Dann werdet ihr schon sehen, dass wir eigentlich ganz nett sind.

„Wieso hasst du Menschen?“

Noch so eine Annahme, die aus den oben genannten Eigenschaften entsteht. Die meisten Introvertierten hassen Menschen nicht. Ganz im Gegenteil. Wir mögen es, tiefgründige, innige Beziehungen aufzubauen und uns mit anderen auszutauschen.

Aber wir haben eben nicht die Energie für einen riesigen Freundeskreis. Uns ist es wichtiger, wenige enge Freundschaften zu haben, als hunderte flüchtige Bekanntschaften. Deshalb sind wir auch oft etwas wählerisch. Das hat aber nichts mit Menschenhass oder Arroganz zu tun.

Wir loten nur aus, zu wem wir eine Verbindung fühlen und mit wem wir „klicken“. Das ist uns sehr wichtig, denn wie zuvor erwähnt, unsere Energie ist begrenzt. Daher möchten wir sie gerne in Menschen investieren, mit denen wir wirklich auf einer Wellenlänge schwimmen.

„Das wird eine Riesenparty. Du bist doch dabei, oder?“

Oh Gott! Schnell einen Blick auf meine Ausreden-Liste werfen. Welche habe ich noch nicht benutzt?

Spaß beiseite. Wie ich schon oben erwähnt habe, sind großes Partys für uns eher ein Riesenstress, als ein Riesenspaß. Denn: viele Menschen = großer Energieverlust.

Außerdem haben viele von uns das Problem, dass sie auf Partys nur herumstehen, weil es ihnen schwerfällt, mit anderen ein Gespräch zu beginnen. Vor allem, wenn es sich um Fremde handelt.

Die meisten Introvertierten stehen nicht gerne im Mittelpunkt und halten sich lieber am Rand auf.

„Kannst du die Ergebnisse präsentieren?“

Egal, ob in Schule, Studium oder Beruf: Viele Introvertierte hassen es, vor Menschen zu sprechen und etwas zu präsentieren. Das liegt daran, dass die meisten von uns nicht gerne im Mittelpunkt stehen und sich lieber am Rand aufhalten.

In der Grund- und Realschule ist mir das auch sehr schwergefallen. Ich habe oft so gezittert, dass es alle gesehen haben.

Erst später habe ich Spaß daran entwickelt, vor Menschen zu sprechen. Deshalb mache ich das inzwischen immer wieder mal auf Social Media. Ein Live habe ich mich zwar noch nicht getraut, werde ich aber auch noch ausprobieren.

„Geh doch mal raus. Stubenhocken ist nicht gut für dich!“

Nicht alle Introvertierte sind Stubenhocker. Aber einige. Und zu denen zähle auch ich. Viele Aktivitäten, die man allein ausübt, finden nun mal im stillen Kämmerlein statt.

Klar ist Bewegungsmangel sehr schädlich. Das möchte ich auch gar nicht leugnen. Ein Spaziergang tut gut.

Aber die Annahme, dass wir vom vielen Stubenhocken unglücklich werden, ist einfach nicht wahr. Ich habe das vor allem während des Lockdowns gemerkt. Als empfohlen wurde, so viel wie möglich zu Hause zu bleiben, bin ich richtig aufgeblüht. Und Sport kann man schließlich auch drinnen machen (da ist für mich Sportmuffel die Hürde auch nicht ganz so hoch).

„Geht’s dir gut? Bist du depressiv?“

Wenn Extrovertierte depressiv sind, werden sie oft sehr ruhig und in sich gekehrt. Verständlich, dass sie daher annehmen, dass introvertierte Menschen, die sich so verhalten, ebenfalls traurig oder depressiv seien.

In den meisten Fällen können wir hier Entwarnung geben. Wir sind einfach von Natur aus so.

„Schau doch nicht so böse!“

Introvertierte Bloggerin Mim mit schwarzem Hut, schwarzem Oberteil und schwarz geschminkten Augen. Sie schaut ernst.
Dieses Bild von mir mag ich gerne, auch wenn ich nicht darauf lächle. Oder auch gerade deshalb.

Wie oft habe ich mir schon anhören müssen, dass ich böse gucke und mehr lächeln soll. Auf Fotos, aber auch im Alltag. Nun habe ich nun mal hängende Mundwinkel, wenn ich die Lippen ganz normal entspanne. So sehe ich eben aus und ich werde bestimmt nicht einen auf Dauersmiley machen, nur weil manchen Leuten mein Gesichtsausdruck nicht passt. (Ich hab’s versucht, aber es ist ein Ding der Unmöglichkeit, ständig daran zu denken.)

Als ich das mal auf Social Media erwähnt habe, kamen einige Kommentare von anderen Introvertierten, dass es ihnen ganz genauso ginge.

Manche finden es auch unnatürlich, auf Fotos immer die Grinsekatze zu mimen. Kann ich verstehen. Ich habe einige Fotos von mir, auf denen ich ernst schaue und die ich sehr gerne mag. Leider kommen dann von anderen wieder blöde Sprüche, wenn ich ihnen diese Bilder zeige.

„Jetzt erzählt jeder noch ein wenig über sich!“

Ich muss zugeben, ich selbst habe meistens kein Problem damit, über mich selbst etwas zu erzählen. Natürlich kommt es dabei auch wieder auf den Rahmen an und wie spontan ich das tun soll. Aber wenn ich ein paar Minuten habe, um mich darauf vorzubereiten, bekomme ich das mittlerweile relativ gut hin.

Viele andere Introvertierte mögen das aber überhaupt nicht. Sie hassen es, sich vorzustellen, weil sie einfach nicht die richtigen Worte finden. Man soll sich kurzfassen, aber gleichzeitig auch nicht zu kurz. Was ist relevant und interessant? Manche kommen da komplett ins Grübeln, bei anderen ist der Kopf komplett blank, wenn sie an der Reihe sind.

Das Beste ist hier wirklich, sich bereits im Vorhinein Gedanken dazu zu machen, wenn das möglich ist. Spontanität ist nämlich meist nicht gerade unsere Stärke.

„Du bist so ein Angsthase!“

Leider kann ich nicht abstreiten, dass Introvertierte im Vergleich zu Extrovertierten meist die größeren Angsthasen sind. Ich will damit nicht sagen, dass das auf ALLE Introvertierten zutrifft, es gibt immer Ausnahmen. Aber insgesamt gehen wir weniger oft Risiken ein und verhalten uns vorsichtiger und vorausschauender.

Dafür können wir allerdings gar nichts, denn unsere Gehirne ticken einfach anders.

Deshalb finden wir es auch nicht prickelnd, wenn wir ständig damit aufgezogen werden.

„Hab dich nicht so!“

Du hast mal wieder deine Teilnahme am Betriebsausflug abgesagt oder Onkel Willy erklärt, dass du nicht zu seinem 65. Geburtstag kommen wirst, weil er jeden eingeladen hat, den er kennt und du eine stressige Woche hinter dir hast? Und dann kam genau dieser Satz?

I feel you!

Dieser Satz ist einer der schlimmsten Ausdrücke von Unverständnis, die es gibt.

Aber genau wegen dieses Unverständnisses fällt es so vielen Introvertierten schwer, Grenzen zu setzen und nein zu sagen. Und das wiederum führt dazu, dass wir Dinge tun, die wir nicht wollen, uns selbst überfordern und am Ende völlig erschöpft und gereizt sind – nur um uns dann weitere der hier aufgelisteten Sprüche anhören zu müssen („Bist du depressiv?“, „Du hältst dich wohl für was Besseres?“ etc.).

Schlussgedanken

Na, welche dieser Sprüche kommen dir bekannt vor? Und welche habe ich vergessen, zu erwähnen? Schreib sie mir gerne in die Kommentare unten drunter. Ich freue mich immer sehr über Feedback und antworte auch auf jeden Fall!

Falls du nicht introvertiert bist und selbst schon solche Sätze gesagt hast, hoffe ich, dass ich dich damit anregen konnte, es dir abzugewöhnen. Vielleicht kannst du es noch mal überdenken, bevor du einer introvertierten Person das nächste Mal so etwas an den Kopf wirfst. Wenn ja, dann hätte ich mein Ziel erreicht.


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15 Kommentare

  1. Welche Sätze musstest du dir als introvertierte Person schon anhören? Antworte gerne auf diesen Kommentar oder schreibe einen neuen. Ich freu mich riesig auf dein Feedback. 🙂

    LG Mim

    1. Mir kommen alle Sätze bekannt vor 🙈 Ganz besonders der, warum so böse/ernst gucke🙄 Und in großen Gruppen gehe ich auch unter und verstumme eher, aber unterhalte ich mich mit weniger als drei Leuten werde ich meist gesprächiger😃Auch bin ich mein ganzes Leben lang schon recht ängstlich und vorsichtig 🙂 Das scheint wirklich einfach in einem drin zu stecken 🙈 Viele Grüße, Katrin 🙋🏻‍♀️

      1. Hallo Katrin,

        vielen Dank für deinen Kommentar. Ich habe mich riesig darüber gefreut.

        Spannend, dass du diese Sätze auch kennst. Dann lag ich mit meiner Auswahl ja nicht daneben. 😀 Ich denke auch, dass das einfach in uns drinsteckt. Aus unserer Haut können wir nicht raus, aber wir können unsere Stärken nutzen, um uns trotzdem im Leben zu behaupten. Zum Beispiel sind wir Introvertierte ja oft sehr kreativ und schreiben gerne. 🙂

        Ganz liebe Grüße
        Mim

    2. Oh ja 😄 Besonders „schau doch nicht so böse“ und „du wirkst so langweilig“ kommen mir bekannt vor. Vor allem letzteres kann mich ganz schön aufregen. Und ich möchte noch ergänzen: “ Ruf mich dringend zurück, ich muss ETWAS mit dir besprechen.“

      1. Hallo Paula,

        vielen Dank für dein Feedback. Cool, dass du die Sätze auch kennst. 😅

        Oh ja, das ist auch so ein Satz … da wird mir immer ganz bange und ich frage mich, was es wohl (schlimmes) sein wird, das man nicht per Textnachricht klären kann. Wir Introvertierte „lieben“ es ja sowieso, wenn man uns zum Telefonieren nötigt. 😜

        Ganz liebe Grüße
        Mim

  2. Danke für diesen Beitrag. Da fühle ich mich sehr verstanden. Ich kenne vermutlich jeden der Sätze außer dem mit dem ernst schauen. Auf Fotos und auch in Gesellschaft anderer bin ich eigentlich nur am Lächeln. Manchmal habe ich auch das Gefühl, bei einem Witz als einzige laut zu lachen. Ob das wirklich mein Humor ist oder ob es nicht eher eine (Schutz)Strategie ist? Ich brauche die Harmonie. Ich kann es z.B. gar nicht ertragen, wenn jemand ernst schaut. Dann geht das Gedankenkarrussel los und ich beziehe es schnell auf mich (Obwohl ich in dem Punkt mittlerweile achtsamer geworden bin und mich besser abgrenzen kann) 🙃

    1. Hallo Christina,

      vielen lieben Dank für dein Feedback. Ich habe mich sehr darüber gefreut, dass du dich in meinem Artikel wiederfinden kannst.

      Interessant! Tatsächlich kann ständiges Lächeln und lautes Lachen ein Zeichen von Unsicherheit oder Nervosität sein. Muss es aber nicht. Es kann auch sein, dass du einfach ein Mensch bist, der oft gut drauf ist und das auch nach außen zeigt. Deine Angst bei ernsten Blicken kann ich ein Stück weit nachempfinden. Mich verunsichert so etwas auch schnell, aber dadurch, dass ich selbst auch oft ziemlich ernst dreinschaue, bin ich da wohl nicht ganz so sensibel wie du. Find’s auf jeden Fall stark, dass du dich da schon weiterentwickelt hast und achtsamer geworden bist. Sich abgrenzen zu können, ist wichtig. Das lernt man aber nicht von heute auf morgen, deshalb finde ich es gut, dass du dir da die Zeit gibst, die du brauchst. Solche Ängste haben wir oft jahrelang mit uns herumgetragen, das kann man nicht einfach ablegen wie einen alten Mantel. 🙂

      Übrigens brauche ich auch Harmonie, da haben wir etwas gemeinsam. Es ist für mich z. B. schwierig auszuhalten, wenn sich Menschen im Fernsehen streiten oder Reporter ihren Interviewten kritische Fragen stellen, egal ob ich die interviewte Person mag oder nicht. Ich glaube allerdings, dass das bei mir mit meiner starken Empathie zu tun hat.

      Ganz liebe Grüße
      Mim

  3. Ich kann dir 100% beipflichten, ausser bei „Kannst du die Ergebnisse präsentieren?“
    Etwas vorzutragen – zumal wenn ich mich darauf vorbereiten konnte – hat mir schon immer Spass gemacht. Ich hier – die Anderen da. Ich kann endlich einmal mein Wissen an den Mann und die Frau bringen und es wird keine Interaktion gefordert. Alles Easy Peasy. Zumindest solange es keine Fragen dazu gibt. In der Zeit, wo ich mir die Antworten zurecht lege, kommt der Eindruck auf, dass ich im Thema nicht sattelfest bin. Dabei will ich lieber erst über die Antwort nachdenken, anstatt gleich drauflos zu plappern. (Siehe 10 Stärken, die Introvertiert haben, auf deinem Blog).
    Grüsse Barbara

    1. Hallo Barbara,

      vielen lieben Dank für deinen Kommentar.

      Ganz ehrlich? Ich musste beim Lesen schmunzeln, denn genauso wie dir geht es mir auch. Wenn ich vorbereitet bin, habe ich meist keine Probleme, etwas zu präsentieren. Aus denselben Gründen, wie du sie genannt hast. Aber ich weiß, dass es vielen Introvertierten gar nicht so geht. Deshalb habe ich den Punkt in die Liste aufgenommen. Finde es super spannend, dass du da ähnliche Erfahrungen gemacht hast, wie ich. 🙂

      Ganz liebe Grüße
      Mim

  4. Vielen Dank für diesen Beitrag. Endlich lese ich etwas über mich und verstehe jetzt warum ich Gruppen nie gemocht habe und Teamfähigkeit gehasst habe. Ich liebe es alleine im Zimmer zu sein. da ist meine Welt. In Gruppen gehe ich unter und kann einfach nicht ich sein. Mein erstes Buch „Die Wahrheit ist ich war schon immer anders erscheint dieses Jahr. Jetzt verstehe ich wirklich alles. 🥹🥹🥹

    1. Hallo liebe Fatma,

      ich danke dir für deinen lieben Kommentar. Es freut mich sehr, dass du dich in den Aussagen wiedergefunden hast. 🤗 Du siehst also: Mit dir ist nichts falsch, du bist völlig gut und richtig so, wie du bist – und du bist damit nicht allein!

      Viel Erfolg mit deinem Buch!

      Liebe Grüße
      Mim

  5. Als Kind habe ich den Ausspruch „Stille Wasser sind tief“ gehasst, weil er für mich so einen negativen Beigeschmack hatte, den Introvertierte gut kennen. Er drückte damals für mich nämlich nichts Positives aus, sondern dass ich nicht gut bin wie ich bin. Den Eindruck hat meine Mutter sogar noch verstärkt. Heute kann ich das etwas anders sehen und bin auch stolz darauf, tiefgründiger zu sein. Aber ohne den Leidensdruck hätte ich mich wahrscheinlich auch nicht auf die Suche nach einer tieferen Wahrheit gemacht.
    Eine ähnliche Wirkung wie „Stille Wasser sind tief“ hatte auch die ebenfalls häufig vorkommende Frage (oder soll ich sagen das „Urteil“?;)) „Warum bist du nicht selbstbewusster?“, die ich auch oft gehört habe. Dabei war das wahrscheinlich sogar oft als „guter Ratschlag“ und nicht abwertend gemeint. Extrovertiertere Menschen können sich da nur einfach nicht reinversetzen, warum da jemand nicht einfach „umswitcht“.
    Die Abneigung gegen Gruppenarbeit kenne ich übrigens auch noch, obwohl ich in den 70er und 80er Jahren zur Schule gegangen bin. 😉 Mein Klassenlehrer wollte mich nach der Grundschule auf die Hauptschule schicken, nur weil ich so still und obwohl ich schriftlich sehr gut war.

    1. Hallo liebe Karin,

      vielen Dank für deinen tollen Kommentar. 💛

      Das ist witzig, mir ging es mit dem Ausspruch „Stille Wasser sind tief“ früher genauso. In der 10. Klasse mussten wir Kommentare über unsere Mitschüler*innen abgeben, die gesammelt in einer Abschlusszeitung veröffentlicht wurden. Und ein Klassenkamerad, mit dem ich mich ein wenig angefreundet hatte, wollte mir wohl ein Kompliment machen und schrieb „Stille Wasser sind tief.“ über mich, was dann auch in der Abschlusszeitung veröffentlicht wurde. Aber ich empfand das überhaupt nicht als Kompliment. Dem „tief“ schenkte ich gar keine Bedeutung, stattdessen ärgerte ich mich nur über das „still“, weil es mir offenbar nicht gelungen war, meiner Klasse zu beweisen, dass ich ein interessanter, liebenswerter Mensch war (ich setzte „still“ mit „langweilig“ und „schüchtern“ gleich). Rückblickend finde ich das sehr traurig und ich betrachte den Ausspruch heute auch in einem ganz anderen Licht – genau wie du! Und mit der Frage „Warum bist du nicht selbstbewusster?“ konnte ich genauso wenig umgehen. Ich wusste damals einfach noch nicht, dass ich introvertiert bin und das überhaupt nichts mit mangelndem Selbstbewusstsein zu tun haben muss. Ich kann deine Gefühle diesbezüglich also sehr gut verstehen.

      Oh wirklich? Das ist ja heftig! Ich glaube, in deiner Generation war das noch viel schlimmer in den Schulen. Sogar bei mir, in den 90ern/00ern, wurden stille Schüler*innen noch mit schlechten mündlichen Noten „bestraft“, auch wenn sie schriftlich gut waren. Das hat mir so manchen Schnitt versaut. 🙁 Und es fördert natürlich auch die Selbstannahme, dass man „nicht richtig“ ist und das „Stillsein“ eine Schwäche. Ich hoffe wirklich, dass dies heutzutage nicht mehr so ist. Man kann es den (stillen) Kindern nur wünschen.

      Alles Liebe,
      Mim ✌️

      1. „Still“ mit „langweilig“ und „schüchtern“ zu assoziieren, drückt es gut aus, was auch ich in erster Linie mit „Stille Wasser sind tief“ verbunden habe. Als Kompliment ist es damals jedenfalls nicht bei mir angekommen. Ich habe es eher noch wie ein „Trostpflaster“ empfunden, so nach dem Motto „wenn du schon nicht lebhaft (=interessant) bist, dann wenigstens tiefgründig“. Aber auch tiefgründig zu sein, konnte ich kaum als etwas positiv Gemeintes annehmen, weil ich es wegen meiner Verunsicherung selten „beweisen“ konnte. Denn tief sitzt leider auch so eine Verunsicherung. 😥

        Du hast recht liebe Mim, es wäre den Kindern wirklich sehr zu wünschen, dass Stillsein nicht mehr als Schwäche angesehen und ihr tatsächliches Potenzial nicht mehr durch falsche Ideale unterdrückt wird. Nicht nur für sie, ich glaube, alle könnten davon profitieren, was stille Menschen zu sagen hätten. 💓

        1. Ja, das mit dem „Trostpflaster“ trifft den Nagel auf den Kopf. Genauso hat es sich für mich auch angefühlt. Ich sehe, wir haben da sehr ähnliche Erfahrungen gemacht, liebe Karin. Und ich denke, mit dem Begriff „tiefgründig“ kann man als junger Mensch auch noch nicht sooo viel anfangen. Zumindest gilt es nicht als „cool“, tiefgründig zu sein, und das ist es ja (leider), was man in diesem Alter erreichen möchte. Wer nicht cool ist, wird ausgeschlossen. Da kann man noch so tiefgründig sein. Wenn du verstehst, was ich meine. 😉 Jetzt, als Erwachsene, ist das „Coolsein“ natürlich eher unwichtig. Werte und Qualitäten wie „Tiefgründigkeit“ oder „gut zuhören können“ nehmen einen viel höheren Stellenwert ein (auch wenn sie in unserer extrovertierten Gesellschaft immer noch unterschätzt werden).

          Ganz genau, Karin. Stille Menschen haben so viel zu geben. Es wäre wünschenswert, wenn sie häufiger den Raum dafür bekommen würden.

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