Werbung | „Social Hangover?! Was soll das denn bitte sein?“
So war die Reaktion vieler meiner Follower auf Instagram, als ich vor einiger Zeit fragte, ob sie den Begriff Social Hangover schon einmal gehört hätten. Ich habe auch eine kleine Umfrage durchgeführt und 50 % der Teilnehmenden wussten nicht, worum es sich bei einem Social Hangover handelt.
Zugegeben, im deutschsprachigen Raum ist der Begriff vielleicht auch noch nicht wirklich angekommen. Trotzdem finde ich, dass jede introvertierte und hochsensible Person wissen sollte, dass dieser Zustand existiert. Denn wir haben ihn alle schon erlebt.
In diesem Blogartikel erkläre ich dir
- was ein Social Hangover ist
- woran du ihn erkennst
- wie du ihn vermeidest
- was du tun kannst, wenn du einen Social Hangover hast
Was ist ein Social Hangover?
Der Begriff Social Hangover stammt aus dem Englischen und bedeutet so viel wie „Sozialer Kater“. Er beschreibt den Erschöpfungszustand, in dem sich Introvertierte und Hochsensible befinden, nachdem sie viel sozial interagiert haben, z. B. nach einer Feier oder Veranstaltung.
Welche Merkmale hat ein Social Hangover?
Der Social Hangover kann sich anfühlen, wie ein Kater nach zu viel Alkoholkonsum. Dabei ist der Social Hangover völlig unabhängig davon, ob man Alkohol getrunken hat oder nicht.
Folgende Merkmale können u. a. auftreten:
- Müdigkeit
- Erschöpfung
- Kopfschmerzen
- Muskelschmerzen
- Magen-Darm-Probleme (z. B. Durchfall, Bauchschmerzen, Übelkeit)
- erhöhter/verminderter Appetit
- Schwindel
- Druck oder Engegefühl im Brustbereich
- Reizbarkeit
- Konzentrationsprobleme
- Motivationslosigkeit
- ständiges „Abdriften“ in Gedanken
- depressive Stimmung
- Angstzustände
- Nervosität
- Schreckhaftigkeit
- Gefühlstaubheit
- starkes Bedürfnis nach Rückzug
- Wortkargheit
- Veränderung des Sprechens, z. B. Redetempo, Deutlichkeit der Aussprache oder auch Wortwahl
Das klingt jetzt erst mal nach sehr vielen Symptomen, aber natürlich leidet eine einzelne Person nicht an allen. Jeder ist hier individuell und reagiert anders auf Stress und Überreizung.
Wenn ich einen Social Hangover habe, bin ich oft tagelang müde und motivationslos, habe Kopfschmerzen, ständig Appetit auf Süßes, oft auch Durchfall und möchte mich nur noch zu Hause einigeln.
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Wie kann ich einen Social Hangover vermeiden?
Indem du dir genügend Ruhe und Zeit allein gönnst. Wenn du überlegst, beispielsweise zu einer Veranstaltung oder einer Party zu gehen, wäge ab, ob du noch genügend Energiereserven hast. Nach einem anstrengenden Tag bei der Arbeit oder an der Uni, wo du ohnehin schon viele Leute um dich herum hattest, ist das vielleicht keine so gute Idee.
Entscheidest du dich trotzdem dafür oder lässt es sich nicht vermeiden, dann hab dein Energielevel im Blick und gönne dir hin und wieder ein paar Minuten Auszeit.
Du könntest z. B. öfter mal die Toilette aufsuchen und dort in Ruhe durchatmen. Oder mal rausgehen und frische Luft schnappen. Bei Familienfeiern kann es auch hilfreich sein, dem*der Gastgeber*in in der Küche zu helfen oder dergleichen. Da findet man auch oft etwas Ruhe.
Und last, but not least: Wenn du merkst, dass dein Energielevel in den roten Bereich abfällt, dann verabschiede dich bzw. wenn du nicht allein gekommen bist, bitte deine Begleitung, mit dir nach Hause zu gehen. Es ist hier natürlich von Vorteil, wenn ihr das bereits im Voraus besprochen habt. Oft reicht dann schon ein kurzes Signal von dir und die andere Person weiß, dass es Zeit ist, zu gehen.
Im Übrigen ist es völlig unterschiedlich, wie viel Zeit vergeht, bis jemand einen Social Hangover bekommt. Manche haben bereits nach einer Stunde sozialer Interaktion genug, andere halten länger durch – oder auch kürzer! Das ist von Mensch zu Mensch verschieden. Ebenso sind manche Ereignisse für manche anstrengender als für andere.
Achte doch mal darauf, wie das bei dir ist. Schreib’s dir auch gerne auf, z. B. in deinen Kalender oder ein Notizbuch. Vielleicht erkennst du ein Muster, was dir besonders viel Kraft raubt und nach welcher Zeitspanne. Dann kannst du dich zukünftig besser einschätzen und deine sozialen Aktivitäten auf dich abstimmen.
Was mache ich, wenn ich einen Social Hangover habe?
Gegen einen Social Hangover hilft nur eines: Ruhe und Zeit für dich allein. Nur so kannst du deine Batterien wieder aufladen.
In ihrem Buch, „The Secret Lives of Introverts“ *, macht Introvert, Dear-Gründerin Jenn Granneman darauf aufmerksam, dass Zeit allein nicht gleich Zeit allein ist.
Manchmal würde man zwar Zeit allein verbringen, z. B. beim Autofahren oder beim E-Mails beantworten im Büro, aber man müsse trotzdem mit anderen interagieren oder auf andere achtgeben und das kann sehr anstrengend sein. Das ist nicht diese Art von „allein sein“, die man nach einem Social Hangover benötigt.
Achte daher unbedingt darauf, dass du in deiner „Me-Time“ etwas machst, bei dem du dich entspannen und erholen kannst. Nimm ein Bad, lies ein gutes Buch oder schau eine spannende Serie. Das wird dir helfen, Kraft zu tanken. (Schlafen ist übrigens auch immer gut!)
Außerdem weist Jenn Granneman darauf hin, dass man auch „zusammen allein“ sein könne. Zum Beispiel, wenn man sich mit einem geliebten Menschen im selben Raum befände, man selbst aber z. B. ein Buch lese und die andere Person ein Videospiel spiele. Man sei dann zwar zu zweit im Raum, aber jeder mache etwas für sich allein.
Was ist der Unterschied zum Introvert Hangover?
Im Grunde genommen beschreiben die Begriffe Social Hangover und Introvert Hangover denselben Zustand.
Letzterer bezieht sich eben direkt auf Introvertierte, während Social Hangover allgemeiner ist und z. B. auch Hochsensible einschließt. Neuerdings beschreibt er auch die Situation von Menschen, die nach einem Lockdown zum ersten Mal wieder unter Leute gehen und von der sozialen Interaktion überfordert sind.
Du bist damit nicht allein!
Du siehst: Ein Social Hangover kann jede*n Introvertierte*n treffen – und die meisten von uns kennen ihn auch, selbst wenn sie nicht wussten, dass es einen Begriff dafür gibt.
In weiterem weiteren Artikel von mir findest du ein paar Tipps, wie du z. B. eine Familienfeier ohne Social Hangover überstehen kannst.
Hattest du auch schon einmal einen Social/Introvert Hangover? Wie hat sich das für dich angefühlt?
Quelle: vgl. Granneman, Jenn: The Secret Lives of Introverts: Inside Our Hidden World. * New York. Skyhorse. 2017. S. 71 ff
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Ich weiss nicht ob das ein Sozialkater ist. Nach einer Depression mit jetziger Angststörung bin ich viel mehr alleine. Gefühlt habe ich viele Freunde verloren. Habe zusätzlich dann nach den Covid- Massnahmen Freunde verloren, respektive gehöre nicht mehr ( war ich nie?) zum „ inneren Kreis. Kann mir auch nicht mehr das gleiche leisten. Bin stark verunsichert und überzeugt, die Person zu sein, welche Energie raubt und vor der man sich trennt. Overtinking kenne ich seit meiner Kindheit. Ich bin noch nie gerne unter vielen Personen gewesen, Smalltalk schrecklich. Wenn ich dann von einem schönen ( seltenen) Fest/ Einladung heimkomme, bin ich immer traurig, erschöpft , den Tränen nahe .. nochmehr wenn mir jemand zu verstehen gibt wie sehr er mich schätzt. ( und trotzdem es bei 1-2 mal im Jahr verabreden bleibt). Sich dann müde, ausgelaugt, motivationslos, ect fühlen mit Durchfall und Muskelschmerzen, Angespannt? Ich weiss nicht und wie komme ich da heraus?
Liebe Catherine,
vielen Dank für deinen Kommentar.
Ich bin natürlich keine Ärztin und kann daher keinen professionellen Rat geben, aber dennoch möchte ich dir gerne auf deinen Kommentar antworten.
Der „Sozialkater“ wird allgemein als vorübergehender Erschöpfungszustand bestanden, nachdem man sozialer Interaktion, meist mit mehreren Menschen und über einen längeren Zeitraum (etwa mehrere Stunden), ausgesetzt war.
Was du beschreibst, scheint aber viel tiefer zu gehen. Depressionen, Angststörung, Freunde verlieren, Einsamkeit – all das wiegt meiner Ansicht nach viel schwerer als ein bloßer Social Hangover.
Natürlich ist es möglich, dass du von Natur aus ein introvertierter Mensch bist und deshalb auch die Erschöpfung nach sozialen Interaktionen eine große Rolle spielt. Auch der Hinweis, dass du Smalltalk schrecklich findest, zu Overthinking neigst und dich lieber zurückziehst, als unter Menschen zu gehen, deutet auf Introversion hin. Das ist aber nur dein Temperament, deine Persönlichkeit, und kein Makel oder gar eine „Krankheit“.
Dein Leiden kann also durch eine stark introvertierte Natur beeinflusst sein, aber sie ist nicht die Wurzel dafür. Die Wurzel sind andere Probleme, schreckliche Erlebnisse, die dich geprägt haben. Vielleicht Denkmuster, die du dir aufgrund dieser schlimmen Erlebnisse angewöhnt hast, um dich selbst vor weiteren Verletzungen zu schützen. Glaub mir, ich kann das sehr gut nachvollziehen, denn mir ging es lange Zeit genauso und ich bin momentan immer noch daran, mich aus diesem „Sumpf an Problemen“ und falschen Überzeugungen rauszukämpfen. Das ist anstrengend und kostet viel Kraft, das kann ich absolut verstehen.
Leider kann ich dir kein Patentrezept verraten, wie du da wieder rauskommst. Hast du denn jemals mit einem Arzt/einer Ärztin oder einem Therapeuten/einer Therapeutin darüber gesprochen? Ich kann mir vorstellen, sie könnten dir dort möglicherweise einen besseren Rat geben als ich, zumindest verfügen sie über die nötige Ausbildung dafür.
Das Einzige, was ich dir an dieser Stelle sagen kann und möchte, ist: Du bist damit nicht allein! Ich verstehe dich und ich finde es sehr mutig und stark von dir, dass du deine Probleme hier geschildert hast. Danke für dein Vertrauen. Ich schicke dir eine feste virtuelle Umarmung! 🫂
Bleib mutig, Catherine! 💪🏻
Alles Liebe,
deine Mim