Schüchternheit überwinden | Interview mit Sandra Krüger

Schüchternheit überwinden - Interview mit Sandra Krüger

Wie kann ich meine Schüchternheit überwinden?

Sandra Krüger sagt über sich selbst, dass sie früher der schüchternste Mensch der Welt gewesen sei. Doch dann fing sie an, sich mit Persönlichkeitsentwicklung auseinanderzusetzen. Heute hat Sandra sich selbst so angenommen, wie sie ist, und wurde dadurch viel mutiger und gelassener mit sozialen Kontakten. Seit 2018 gibt sie als Coach und Mutmach Queen ihre Erfahrung an zurückhaltende Introvertierte weiter.

Ich habe letztes Jahr ihren Selbstlernkurs „Finde den Mut in dir“ gebucht und seither sehr an mir selbst gearbeitet. Der Kurs war für mich der Startpunkt für meine eigene Reise zu einem selbstsichereren Ich.

Am 6. Juni 2022 geht Sandras Selbstlernkurs in die dritte Runde und ich durfte sie mit meinen Fragen löchern, wie sie ihre Schüchternheit überwunden hat und wie sie andere dabei unterstützt.

„Ich ließ mir Ausreden einfallen, um Verabredungen nicht wahrnehmen zu müssen.“

Sandra, du hast vor einiger Zeit eine große Transformation geschafft. Früher warst du sehr schüchtern, heute gehst du mutig deinen Weg. Wie hast du damals gemerkt, dass du etwas ändern musst und was war dein erster Schritt raus aus der Schüchternheit?

Sandra Krüger Portrait
Copyright: Sandra Krüger

Ich habe schon immer gemerkt, dass ich anders bin und dachte lange, ich sei falsch, weil ich eher still und zurückhaltend bin. Ganz lange glaubte ich, dass man daran nichts ändern kann, bzw. dass ich damit leben muss.

Als ich damals meinen Mann kennenlernte, wurde ich Teil eines neuen Freundeskreises und fühlte mich jedes Mal schlecht. Ich spürte zwar, dass ich innerhalb der Gruppe willkommen war, jedoch wusste ich nicht, mit wem ich reden und was ich erzählen sollte.

Es ging so weit, dass ich mir Ausreden einfallen ließ, um die Verabredungen nicht wahrnehmen zu müssen. Mein Mann stupste mich oft an, bis ich selbst die Entscheidung getroffen hatte, so nicht weitermachen zu wollen. Denn was ich wusste, war, dass ich super gerne in Kontakt mit anderen sein wollte.

Mein erster Schritt war also, zu erkennen, dass ich es gerne anders hätte und dass ich einen Weg finden will, mich mit anderen Menschen wohler zu fühlen.

Kommt dir spontan ein Erlebnis in den Sinn, das dich viel Mut gekostet hat und worauf du heute besonders stolz bist?

Super viel Mut hat mich der Schritt gekostet, mir dabei helfen zu lassen, mich der sozialen Angst und Schüchternheit zu stellen. Denn das hat bewirkt, dass ich heute sagen kann, ich bin selbstbewusst. Darauf bin ich ziemlich stolz.

Ich bin aber auch stolz darauf, zwei Jahre in Leipzig gelebt zu haben, 350 km entfernt von meiner Familie, um meine Ausbildung zur PTA (Anm. d. Red.: Pharmazeutisch-technische Assistentin) zu absolvieren.

„Sobald wir Angst als Teil von uns annehmen, kann Heilung entstehen.“

Apropos PTA, du hast ja dann eine Weile in einer Apotheke gearbeitet. Wann kam der Wunsch auf, dich als Coach selbstständig zu machen?

Mich als Coach selbstständig zu machen, kam 2018.

Meine Reise, anderen von meinen Erfahrungen zu berichten, begann schon 2016, als ich in der Elternzeit mit meinem ersten Sohn war. Ich startete einen Blog und entdeckte dann die Facebook- und Instagram-Welt für mich.

2018 wusste ich dann, dass ich nicht wieder zurück in meinen alten Beruf wollte und machte mich selbstständig.

Wusstest du von Anfang an, dass du Introvertierten helfen möchtest oder hat sich das erst im Laufe deiner Selbstständigkeit herauskristallisiert?

Dass ich Introvertierten helfen möchte, kam erst durch ein Coaching, in dem ich auch ganz viel über meine Arbeit und mich lernen durfte.

Du hast einmal gesagt, dass es dir in deiner Arbeit nicht darum geht, dass die Menschen ihre Angst loswerden, sondern dass sie sie an die Hand nehmen. Was bedeutet das konkret?

Die Angst, z. B. vor sozialen Kontakten, dürfen wir kennenlernen. Ängste wollen uns vor großen Gefahren schützen. Indem wir herausfinden, was Ängste mit uns machen und was eigentlich dahintersteckt, können wir uns selbst viel mehr verstehen. Wir begreifen, warum wir manches tun oder nicht tun.

In meinem Beispiel wäre es, dass wir verstehen, warum wir Verabredungen absagen oder uns innerhalb einer Gruppe unwohl fühlen.

Sobald wir diese Angst als einen Teil von uns annehmen und ihn nicht loswerden wollen, kann Heilung entstehen. Wir können dann mit der Angst zusammenarbeiten und trotz der Angst mutiger und sicherer auftreten.

Das klingt jetzt ziemlich theoretisch, mit gezielten Fragen kommt man da aber gut weiter. Fragen wie, was passiert mir immer wieder? Warum passiert das? Wovor habe ich Angst? Was könnte schlimmstenfalls passieren?


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„Es geht darum, sich selbst kennen und lieben zu lernen.“

Dein Selbstlernkurs „Finde den Mut in dir“ startet am 6. Juni zum dritten Mal. Wie ist der Kurs entstanden und für wen ist er geeignet?

Der Kurs ist für Schüchterne und Introvertierte entstanden. Ich habe mich gefragt, wie ich ganz einfach mein Wissen für diese Zielgruppe vermitteln kann, sodass es keine große Herausforderung für sie ist. Dabei ist mir aufgefallen, dass Schüchterne und Introvertierte gerne für sich sind und auch Themen zunächst für sich selbst bearbeiten.

Der Kurs ist für alle Frauen und Männer geeignet, die sich innerhalb einer Gruppe unwohl fühlen und gerne gelassener und aufgeschlossener im Kontakt mit anderen sein wollen. Er ist perfekt, für die, die zu ihrer zurückhaltenden und stillen Art stehen wollen.

Das klingt spannend. Erzähl doch mal, wie der Selbstlernkurs abläuft.

Der Kurs startet am 6. Juni 2022 und alle Teilnehmenden erhalten dann ein digitales Workbook, das sie in ihrem Tempo durcharbeiten können.

In einer geheimen Facebookgruppe teile ich regelmäßig Videos zu den Inhalten aus dem Workbook. Außerdem gibt es das wöchentliche Format „Feiern & Reflektieren“, in dem sich die Teilnehmenden darin üben können, in einer kleinen Gruppe über sich zu sprechen.

Wer möchte, kann in der Facebookgruppe Fragen stellen.

Mit welchen Erwartungen sollte man besser NICHT in den Kurs starten?

Der Selbstlernkurs ist nichts für Leute, die glauben, nach acht Wochen ein neuer Mensch zu sein. Hier geht es darum, sich selbst ein Stück näher kennen und lieben zu lernen.

Du bist nicht richtig, wenn du erwartest, dass du dich ausruhen kannst. Im Kurs wird es viele Fragen geben, denen du dich stellen darfst, um herauszufinden, was deine Stärken und Talente sind.

Zudem bist du nicht richtig, wenn du jemanden suchst, der dir die Arbeit an deiner Persönlichkeit und deinem Wachstum abnimmt.

„Ich werde oft gefragt, wie ich es geschafft habe, so glücklich zu sein.“

Im Selbstlernkurs wird es ja auch wieder das „Feiern und Reflektieren“ als wöchentlichen Video-Call in der Gruppe geben. Als ich letztes Jahr den Kurs gebucht habe, war das anfangs eine echte Herausforderung für mich. Wie ermutigst du Interessierte, die wegen des Video-Calls Bedenken haben, ob er Kurs etwas für sie ist?

Toll, dass du diese Frage stellst. Ich weiß, dass es herausfordernd sein kann und vielleicht den Einen oder Anderen davon abhält, sich anzumelden.

Jedoch finde ich, dass es eine wichtige Säule im Kurs ist, weil alle Teilnehmenden die Erfahrung machen, gehört und nicht für das, was sie sagen, bewertet zu werden. Es ist eine Möglichkeit, sich im freien Sprechen zu üben und darin, über sich selbst zu reden.

Alle Teilnehmenden können den Video-Call so begehen, wie es sich gut anfühlt. Zunächst nur zuhören, ohne Kamera und Mikrofon und erst mal beobachten. Auch nicht teilnehmen ist okay. Ich weiß aber, dass alle bisherigen Teilnehmenden am Ende immer mit Kamera gesprochen haben und es sogar als sehr wertvoll empfanden.

Was sind so typische Probleme, mit denen zurückhaltende Introvertierte sich an dich wenden? Gibt es da bestimmte Schwierigkeiten, die häufig vorkommen?

In letzter Zeit wurde ich oft gefragt, wie ich es selbst geschafft habe, so glücklich und zufrieden zu sein. Das zeige ich im Selbstlernkurs.

Zudem bekomme ich oft Fragen, wie man mit anderen ins Gespräch kommt. Dazu gehören Small Talk Tipps oder wie man z. B. selbstsicherer in ein Gespräch mit dem Vorgesetzten geht.

„Wir müssen nicht extrovertierter oder lauter werden.“

Wie kann man sich zu deinem Kurs anmelden oder Kontakt zu dir aufnehmen?

Die Anmeldung läuft über ein Anmeldeformular, entweder über meine Website oder über den Link in der Instagram Bio. Grundsätzlich nimmt man am einfachsten über eine Instagram DM Kontakt zu mir auf.

Wenn man den Selbstlernkurs nicht buchen, aber trotzdem gerne mit dir arbeiten möchte – welche anderen Möglichkeiten bietest du an?

Neben dem Kurs biete ich auch ein achtwöchiges Einzelcoaching an, dass ich ganz individuell an die Probleme des Klienten anpasse. Außerdem plane ich für August einen Workshop zum Thema „Selbstbewusster mit anderen reden“.

Gibt es sonst noch etwas, was du all den zurückhaltenden Introvertierten da draußen sagen möchtest?

Ja, das Wichtigste ist, dass du erkennst, dass du richtig bist, so wie du bist. Es ist okay, zu schweigen und es ist okay, ruhig und still zu sein. Soziale Kontakte werden nur gelassener, wenn du dich nicht länger davor versteckst, sondern mit der Angst zusammen, an die Menschen herantrittst.

Wir müssen nicht extrovertierter oder lauter werden, wir dürfen zu uns stehen und das geht auch zurückhaltend.

Vielen Dank für das Interview, liebe Sandra.


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