Anonym bloggen: Das musst du beachten

Anonym bloggen - Pseudonym, Avatar & Co.

Es gibt viele Gründe, warum man anonym bloggen möchte. Meiner war: Ich war extrem schüchtern.

Als ich 2015 mit dem Bloggen angefangen habe, wusste es niemand. Also, zumindest versteckte ich mich so gut hinter einem Comic-Avatar und Pseudonym, dass keiner ahnte, wer da wirklich seinen Senf abgab.

Mich auf meinem Blog zeigen? Meinen richtigen Namen verraten? Besser nicht. Nicht, dass mich noch Menschen von früher entdecken. Das wäre ja peinlich …

Ich gebe zu, einen anonymen Blog zu führen, war anstrengend. Das ständige Verschleiern kostete mich enorm viel Energie. Außerdem hat es meine Schüchternheit nicht gerade besser gemacht. Deshalb habe ich irgendwann meinen ganzen Mumm zusammen genommen und mich offen gezeigt. Und da kam der Stein ins Rollen.

Dennoch gibt es gute Gründe, warum man sich (zunächst) fürs anonyme Bloggen entscheidet. Wie du es schaffst, einen Blog zu führen, ohne deine wahre Identität der Öffentlichkeit preiszugeben, verrate ich dir in diesem Artikel.

Gründe für einen anonymen Blog

Grundsätzlich bin ich davon überzeugt, dass wir uns als Bloggende zeigen sollten. Nicht nur, weil wir uns in der Regel nicht verstecken brauchen, sondern auch, weil Blogbesuchende gerne wissen wollen, wer hinter einem Blog steckt.

Wenn wir anonym bloggen, sind wir für unsere Lesenden nicht richtig greifbar und auch wenn unsere Texte toll sind, wirken anonyme Blogs eher unglaubwürdig und unseriös.

Das kann sich vor allem dann negativ auswirken, wenn du mit deinem Blog Geld verdienen möchtest. Unternehmen wollen natürlich wissen, mit dem sie da Kooperationen eingehen und potenzielle Kund*innen kaufen eher, wenn sie sehen, wer da etwas anbietet.

Trotzdem gibt es ein paar gute Gründe, warum du dich dafür entscheidest, anonym zu bloggen. Hier eine kleine Auswahl:

  • Du schreibst über ein heikles Thema, etwa Politik, Sexualität oder eine Krankheit.
  • Du möchtest von deinem Umfeld nicht erkannt werden, z. B. von Arbeitskolleg*innen oder Chef*innen, weil es sich negativ auf deine Karriere auswirken könnte.
  • Du möchtest andere schützen, z. B. dein Kind, über dessen Schwierigkeiten du schreibst.
  • Du möchtest das Bloggen erst mal nur ausprobieren und dich langsam herantasten, weil du Hemmungen hast oder einfach schüchtern bist.
  • Du hast in deiner Nische wirtschaftliche Vorteile, wenn du dir z. B. ein männliches Pseudonym zulegst, obwohl du eine Frau bist (obwohl ich finde, dass Frauen sich zeigen dürfen) oder einen englischen Namen, um internationaler zu klingen.

Wenn dir noch mehr Gründe für diese Liste einfallen, schreib sie gerne in die Kommentare, dann ergänze ich diesen Abschnitt.

So findest du ein passendes Pseudonym

Ein Pseudonym ist ein Name, unter dem du öffentlich auftrittst. Es kann Teile deines echten Namens beinhalten, aber auch frei erfunden oder an deinen Namen angelehnt sein. Schauen wir uns das Ganze mal genauer an.

Hier ein paar Möglichkeiten, wie du dein Pseudonym wählen kannst:

  • Du suchst dir einen komplett neuen Vor- und Nachnamen aus. Das haben z. B. der Musiker Elton John und die Schauspielerin Marilyn Monroe getan.
  • Du nimmst deinen echten Vornamen und kombinierst ihn mit einem neuen Nachnamen, wie z. B. die Schauspieler Michael Keaton oder Nicolas Cage.
  • Du nimmst deinen echten Nachnamen und kombinierst ihn mit einem neuen Vornamen oder Spitznamen, wie z. B. wie der Revolutionär Che Guevara.
  • Du wählst nur einen Vornamen als Pseudonym, z. B. wie der österreichische Musiker Falco oder der Kinderbuchautor Janosch.
  • Du benutzt einen Spitznamen oder Fantasienamen, z. B. wie der Kinderbuchautor KNISTER, die Sängerin P!nk oder der Entertainer Bully.
  • Du suchst dir einen komplett neuen Namen aus, der aber etwas mit deinem richtigen Namen zu tun hat, z. B. mit denselben Anfangsbuchstaben beginnt oder an die Bedeutung angelehnt ist.
  • Du nutzt nur Initialen, kombiniert mit einem Nachnamen. Dabei ist es egal, ob es sich um deine echten Initialen oder erfundene handelt. Auch den Nachnamen kannst du frei wählen. Beispiele wären hier die Autoren J. R. R. Tolkien und J. D. Salinger.
  • Du wählst einen Namen, der internationaler klingt, wie z. B. die Schauspieler Bud Spencer und Terence Hill, die eigentlich Italiener sind/waren.
  • Du gibst dir einen Namen des anderen Geschlechts, wie z. B. die Autorinnen hinter Robert Galbraith oder Nicolas Barreau.

Beim Kreieren deines Pseudonyms ist deiner Fantasie keine Grenzen gesetzt. Welche Möglichkeiten es gibt, ein Pseudonym zu entwickeln, erfährst du ganz ausführlich auf der Wikipedia-Seite über Pseudonyme. Dies alles hier aufzuführen, würde den Rahmen sprengen.

Ich benutze übrigens auch ein Pseudonym, kombiniert aus meinem Spitznamen und meinem echten Nachnamen. Das hat vor allem damit zu tun, dass ich erstens mit meinem Geburtsnamen schlechte Erinnerungen verbinde und zweitens mich ohnehin jeder Mim nennt.

Offenes und geschlossenes Pseudonym

Bei Pseudonymen unterscheidet man zwischen offenen und geschlossenen Pseudonymen.


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Ein offenes Pseudonym bedeutet, dass deine wahre Identität bekannt ist. Also, es ist bekannt: Martha Musterfrau heißt eigentlich Lieschen Müller, auch wenn sie öffentlich unter dem Namen Martha Musterfrau agiert. Ein offenes Pseudonym liegt auch dann vor, wenn du Fotos von dir zeigst und das Pseudonym so dir als Person zugeordnet werden kann.

Ein geschlossenes Pseudonym ist das Gegenteil. Hier weiß niemand, wer wirklich hinter dem Pseudonym steckt. Ein Pseudonym über lange Zeit geschlossen zu halten, ist schwierig, weil du dich beispielsweise nie öffentlich zeigen oder mit deinem echten Namen etwas unterschreiben kannst. Das würde deine Identität offenlegen.

Künstlername im Ausweis

Eins vorneweg: Ein Pseudonym ist nicht automatisch ein Künstlername. Wenn du aber grundsätzlich unter einem bestimmten Pseudonym auftrittst, kannst du es unter bestimmten Voraussetzungen als Künstlername in deinen Personalausweis eintragen lassen.

Der Vorteil daran ist, dass du dann unter anderem Post auf diesen Namen annehmen oder Verträge damit unterschreiben kannst. Das heißt, du kannst das Pseudonym z. B. auch im Impressum verwenden.

Allerdings ist es manchmal schwierig, die Eintragung bewilligt zu bekommen, da du nachweisen musst, dass du unter deinem Künstlernamen bekannt bist. Du kannst also nicht jedes x-beliebige Pseudonym eintragen lassen, sondern musst seit einiger Zeit unter dem Namen künstlerisch oder freischaffend agieren.

Wenn die Eintragung deines Pseudonyms als Künstlername eine Option für dich ist, informierst du dich am besten bei deinem lokalen Einwohnermeldeamt, welche Voraussetzungen du erfüllen musst.

Alternativen zu einem Foto von dir

Manchen Menschen reicht es, auf ihrem Blog ein Pseudonym zu verwenden, zeigen aber trotzdem ihr Gesicht. Wenn du aber völlig anonym bloggen möchtest und ein geschlossenes Pseudonym hast, dann wird es auch schwierig damit, ein Foto von dir zu zeigen, denn damit verrätst du ja, wer du bist.

Zumindest auf der Über-mich-Seite oder auf deinen Social-Media-Accounts ist ein Bild aber wichtig, damit du wiedererkannt wirst. Im Folgenden stelle ich dir ein paar Alternativen vor, die zumindest ein bisschen Persönlichkeit von dir zeigen und dich nahbarer machen, als gar kein Bild zu verwenden.

Kreiere dir einen Avatar

Es gibt Generatoren, mit denen man Avatare kreieren kann, z. B. Picrew oder Avatar Maker. Mit der App Toonme kannst du ein Foto von dir in eine Zeichnung im Cartoon-Stil umwandeln lassen. Aber Achtung, lies unbedingt nach, ob und unter welchen Bedingungen du die Avatare verwenden darfst. Manche darf man z. B. nicht kommerziell nutzen.

Außerdem sammeln solche Apps und Generatoren Daten, insbesondere Apps, die mit Fotos von dir arbeiten. Wenn du wissen möchtest, wie deine Daten von den Firmen gespeichert und verarbeitet werden, wirf einen Blick in deren Datenschutzerklärung.

Bessere Alternative: Zeichne dir selbst einen Avatar, wenn du die Fähigkeiten dafür besitzt. Damit bewahrst du dir deine Einzigartigkeit und bist auf jeden Fall auf der sicheren Seite, was Urheberrecht & Co. angeht.

Pflanzen, Tiere, Gegenstände

Anstatt eines gezeichneten Avatars kannst du auch ein Foto von etwas wählen, das dir wichtig ist oder dein Thema unterstreicht. Dieses Bild kannst du dann überall einsetzen, auch auf Social Media, und schaffst so einen Wiedererkennungswert.

Im Idealfall hast du das Foto selbst gemacht, denn das ist persönlicher als ein Stockfoto und einzigartig.

Achte aber auch darauf, dass das Foto ein Motiv hat, das auch in kleinerem Format gut zu erkennen ist. Vornehmlich, wenn du es auch als Social-Media-Profilbild benutzt.

Logos und Produkte

Wenn du für eine Organisation oder ein Unternehmen bloggst oder dein Blog ein Logo besitzt, kannst du auch das als Bild benutzen.

Du verkaufst Produkte? Setze sie in Szene und mach schöne Fotos davon (oder lass sie von einem Profi machen). Wenn du z. B. Bücher schreibst, könntest du ihre Cover zeigen.

Du – aber unerkennbar

Eine Methode, die ich eine Zeit lang genutzt habe, ist, ein Foto von mir zu machen, aber so, dass mein Gesicht nicht zu erkennen ist.

Du könntest dich aus einem bestimmten Winkel fotografieren lassen, z. B. von hinten, oder aus einer größeren Distanz. Oder du fotografierst einen anderen Körperteil von dir, wie deine nackten Füße am Sandstrand oder eine Hand, die etwas hält oder eine bestimmte Geste macht.

Du kannst auch etwas vor dein Gesicht halten oder es mit etwas bedecken, sodass nur Teile davon erkennbar sind. Während der Pandemie waren Fotos mit Maske ganz beliebt.

Auch eine Verkleidung ist möglich. Ich kenne eine Autorin, die früher auf ihren Bildern immer eine Perücke getragen hat, um nicht gleich erkannt zu werden. Auch Brillen oder Schminke sind nützlich, um sich zu verkleiden.

Last, but not least, kannst du dein Gesicht mit einem Filter verfremden. Das ist auch eine beliebte Möglichkeit.

No-go: Gesicht klauen

Wovon ich dir tunlichst abrate, ist, ein Foto zu wählen, das eine andere Person zeigt und dich als diese auszugeben. Damit verstößt du gegen das Recht am eigenen Bild und gegen das Urheberrecht. Außerdem betrügst und täuschst du damit deine Lesenden und das kommt nie gut an. Deshalb, klau kein Gesicht. Es geht auch anders.

Die Sache mit dem Impressum

Ich möchte an dieser Stelle anmerken, dass dieser Abschnitt keine Rechtsberatung ersetzt und ich keine Rechtsanwältin bin oder Jura studiert habe. Was ich hier wiedergebe, ist lediglich meine eigene Erfahrung als Bloggerin.

Auch wenn du anonym bloggen möchtest, braucht dein Blog ein Impressum und eine Datenschutzerklärung, in denen eine ladungsfähige Adresse steht. Das heißt, unter dieser Adresse muss wirklich jemand (am besten du) anzutreffen sein. Eine Postfachadresse geht also nicht.

Doch wie umgehst du das, damit du trotzdem anonym bloggen kannst? Du hast zwei Möglichkeiten:

  1. Du fragst eine andere Person, z. B. jemanden aus deiner Familie, ob du deren Name und Adresse verwenden darfst. Ich kenne z. B. Bloggerinnen, die die Adresse ihres Partners angegeben haben, mit dem sie nicht zusammenleben. Auch eine Firmenadresse wäre denkbar, wenn du z. B. in deinem Büro Post annehmen darfst. Das müsstest du aber vorher mit der Geschäftsleitung abklären, wenn du nicht selbstständig bist.
  2. Du nutzt einen Impressumsservice. Das ist allerdings kostenpflichtig. Solltest du dich dafür entscheiden, google einfach mal nach Impressumsservices. Es gibt einige, die auch gar nicht so teuer sind. Allerdings existieren auch schwarze Schafe.

Trotzdem Persönlichkeit zeigen

Im Übrigen kannst du auch Persönlichkeit zeigen, wenn du anonym bloggst. Dann eben so, dass du nicht sofort identifizierbar bist.

Erzähl von deiner Katze, die dir ständig tote Mäuse in die Wohnung schleppt oder wie du letzten Sommer am Meer warst und Muscheln gesammelt hast. Verrate, wieso du überhaupt angefangen hast, zu bloggen oder eine witzige Anekdote aus deiner Kindheit, die (fast) keiner kennt.

Du möchtest persönlich bloggen, aber nicht zu viel Privates ausplaudern? Dann schau dir mal diesen Artikel von mir an.

Bereit, deinen Blog zu starten?

Egal, ob du anonym bloggen oder dich zeigen möchtest: Ein Blog ist gerade für uns stillen und sensiblen Menschen ein tolles Werkzeug, um uns der Welt mitzuteilen. Ich möchte dich deshalb ermutigen, deinen eigenen Blog zu starten, wenn du jetzt spürst, dass in dir ein Flämmchen auflodert.

Wer weiß, vielleicht ist ein Blog genau das, was du jetzt brauchst. Einen Ort, um deine Gedanken niederzuschreiben und mit anderen Menschen zu teilen. Unabhängig, frei, leidenschaftlich.

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Aufschrift: "Blog starten: Braucht die Welt meinen Blog?" Rechts daneben eine Cartoonfigur eines schwarzen Mädchens, das kritisch schaut und die Hand ans Kinn legt

Du würdest gerne einen Blog gründen – aber gibt es nicht schon so viele? DESHALB solltest du trotzdem starten.

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2 Kommentare

  1. Danke dir für diesen Beitrag: ich empfehle ihn unseren Leserinnen und Lesern gerne weiter!

    Erlaube mir noch eine Anmerkung: Unternehmen wollen nicht nur wissen, mit dem sie Kooperationen eingehen. Blogger sind auch gesetzlich dazu verpflichtet, ein vollständiges Impressum (Name, Anschrift, E-Mail) anzugeben, wenn sie bezahlte Beiträge veröffenltichen. Dies wird im §5 TMG geregelt.

    Beste Grüße,
    Eddy

    1. Danke für dein Feedback, Eddy.

      Das Thema Impressum habe ich ja weiter unten im Artikel behandelt. Oder stimmt das so nicht, wie ich es ausgeführt habe?

      Beste Grüße
      Mim

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