Gastartikel von Anna Gasthauser
Ein Herzensprojekt verwirklichen? Was soll das denn mit Mut zu tun haben? Schließlich klingt es nach jeder Menge Spaß, etwas zu machen, das dir am Herzen liegt und dich begeistert.
Nun ja, ich spreche von wirklich krassen Projekten. Nichts, das du mal eben an einem Wochenende erledigst, sondern etwas, das dich für längere Zeit in Beschlag nimmt und deinen Einsatz und deine Leidenschaft verlangt. Etwas, worin du theoretisch schmerzhaft scheitern könntest.
Als Mim mich fragte, ob ich Lust hätte, einen Gastartikel zum Thema Mut für still & sensibel zu schreiben, war ich sofort begeistert. Zum einen, weil ich mich riesig freue, mit Mim zusammenzuarbeiten. Wir beide sind schon seit vielen Jahren befreundet, tauschen uns regelmäßig über unsere kreativen Ziele und über das Leben aus und unterstützen uns gegenseitig.
Außerdem hatte ich noch nie zuvor einen Blogartikel geschrieben und wollte das gern einmal ausprobieren. Und drittens ist es eine wunderbare Gelegenheit, über eins meiner Lieblingsthemen zu sprechen …
Herzensprojekt also! Aber was ist das genau?
Ein Herzensprojekt ist weit mehr als nur ein Hobby. Es ist eine Leidenschaft, die tief in uns verwurzelt ist, und für die wir bereit sind, selbst große Hürden zu überwinden.
Es kann vieles sein:
- Du möchtest eine Graphic Novel zeichnen?
- Du willst mit dem Lauftraining beginnen und hast das Ziel, an einem Ultramarathonlauf teilzunehmen?
- Du träumst davon, ein uraltes baufälliges Haus zu kaufen und es liebevoll zu restaurieren?
Meine Leidenschaft ist das Schreiben von Geschichten. Ich liebe es, Figuren, Schicksale und Welten zu erschaffen. Ich schreibe nach Feierabend, am Wochenende und im Urlaub. Es nimmt den größten Teil meiner Freizeit ein. Von der ersten Idee bis zur Veröffentlichung stecken ungefähr anderthalb Jahre Arbeit in jedem einzelnen meiner Romanprojekte. Das ist eine lange Zeit, in der ich viele Höhen und Tiefen erlebe und immer wieder Mut fassen muss, um weiterzumachen.
Vielleicht denkst auch du gerade an ein ganz bestimmtes Projekt, für das du schon lange brennst. Du träumst davon, es zu verwirklichen, aber bisher hast du nicht gewagt, den ersten Schritt zu machen, weil dir das Ziel unerreichbar erscheint? Oder hast du schon einige Versuche gestartet, bist aber unterwegs ins Stocken geraten und hast dein Projekt wieder fallen lassen?
Du brauchst Mut!
Ein großes Herzensprojekt anzugehen, das dir sehr viel bedeutet, heißt unweigerlich, dich der Angst vor dem Scheitern zu stellen. Diese Angst kann dich demotivieren, dich lähmen oder dazu führen, dass du gar nicht erst beginnst.
Zum jetzigen Zeitpunkt habe ich sechs Romane geschrieben und veröffentlicht. Allein der Gedanke, wie viel Zeit und Mühe in ein Buchprojekt fließen muss, bis daraus eine fertige Geschichte entsteht, hat mich schon oft zweifeln lassen.
Ich war unzählige Male frustriert, weil ich plötzlich mitten im Schreibprozess feststeckte oder weil mir das rohe Manuskript abgrundtief schlecht vorkam. Allzu oft habe ich Angst, dass meine Geschichte einfach nicht gut genug ist. Dass sie nicht die Erwartungen der Lesenden erfüllt und nicht von ihnen gemocht wird.
Es ist wichtig, nicht den Mut zu verlieren, sondern diese Ängste und Zweifel zu akzeptieren und einfach weiterzumachen. Ich erlaube mir in solchen Phasen bewusst, unvollkommen zu sein, und arbeite trotzdem an meinem Traum weiter.
Du brauchst einen langen Atem!
Ein Herzensprojekt erfordert Ausdauer und Geduld. Es ist kein kurzer Kraftakt, sondern ein langer Weg mit vielen Herausforderungen.
Wenn ich an einem Roman schreibe und nach dem letzten Kapitel das Wort Ende getippt habe, bin ich noch lange nicht fertig. Danach geht es erst richtig los! Es folgen viele Runden, in denen ich den Text überarbeite. Dabei bleibt kaum ein Wort aus meiner Rohfassung unberührt. Jeder Satz wird unter die Lupe genommen, umgestellt, gelöscht, neu geschrieben …
Was auch immer dein Herzensprojekt ist, wirst du vielleicht ähnliche Erfahrungen machen. Bleib dran! Schöpfe Kraft aus deiner tiefen Leidenschaft. Genieße den Prozess, statt immer nur an das (noch weit entfernte) Endergebnis zu denken.
Die Sache mit dem Perfektionismus
Eine gesunde Portion Perfektionismus sehe ich durchaus als etwas Positives.
Er motiviert mich, etwas richtig Gutes zu erschaffen. Er wirkt auf mich wie eine starke, treibende Kraft, ins Handeln zu kommen und dranzubleiben.
Aber Perfektionismus kann auch ein Biest sein.
Der Drang, alles allzu perfekt zu machen, verunsichert uns und endet zwangsläufig in Unzufriedenheit über alles, was wir erreichen. Ich feile endlos an meinem Romanmanuskript und habe auch nach der achtundzwanzigsten Überarbeitungsrunde noch das Gefühl, dass ich ein besseres Ergebnis erzielen würde, wenn ich noch länger am Text herumdoktere.
Manchmal hilft es mir, mir in Erinnerung zu rufen, dass jeder Mensch eine andere Vorstellung davon hat, was perfekt ist. Es kommt mehr darauf an, authentisch zu schreiben und meine Stimme als Autorin zu finden, als einen perfekt rundgefeilten Text ohne Ecken und Kanten zu produzieren.
Unverständnis von außen
Wenn du dich mit Leib und Seele deinem Herzensprojekt widmest, wirst du möglicherweise auf Unverständnis stoßen. Dein Freundeskreis oder deine Familie verstehen vielleicht nicht, warum du so viel Zeit und Energie in etwas investierst, das ihnen unwichtig erscheint.
Ich spüre dieses Unverständnis zum Beispiel, wenn ich nach meinen Urlaubsplänen gefragt werde.
Antworte ich dann, dass ich nicht verreisen möchte, sondern mich auf zwei Wochen pure Schreibzeit in meiner Wohnung freue, können das einige nicht nachvollziehen. Sie finden es seltsam, dass ich im Urlaub „nichts erleben will“ und stattdessen vollkommen in meinem Schreibprojekt aufgehe.
Doch genau das macht mich glücklich!
Wenn du bezüglich deines Herzensprojekts auch Unverständnis von außen erfährst, versuch drüberzustehen. Lass dich nicht entmutigen!
Deine Leidenschaft gehört dir und du darfst entscheiden, wie du deine kostbare freie Zeit investierst.
Sichtbarkeit: Meine größte Herausforderung
Die Frage, welche Hürde mir bei der Verwirklichung meines Herzensprojekts am meisten Mut abverlangt, ist für mich leicht zu beantworten: Es ist die Angst vor dem Sichtbarwerden.
Das Veröffentlichen einer Geschichte ist für mich als introvertierte Schriftstellerin jedes Mal eine echte Herausforderung. Nachdem ich über Monate still in der Abgeschiedenheit meiner Wohnung geschrieben habe, fühlt es sich wie eine Mutprobe an, mein Werk der Welt zu präsentieren.
Am liebsten veröffentliche ich meine Romane klammheimlich. Es fällt mir unglaublich schwer, Werbung für mein Buch zu machen. Leider erreiche ich durch dieses Verhalten nur wenige Menschen. Andererseits möchte ich meine Geschichten unbedingt teilen und Leser*innen in den Bann ziehen. Das ist ein Dilemma.
Hinter meiner Angst vor dem Sichtbarwerden steckt ganz klar die Furcht vor Ablehnung.
Im Grunde weiß ich, dass ich es sowieso nicht allen recht machen kann, aber früher tendierte ich dazu, es trotzdem zu versuchen. Ich wollte Romane schreiben, die den Geschmack der breiten Masse treffen.
Inzwischen ist es mir wichtiger, meinem eigenen Stil zu folgen. Ich habe zum Beispiel einen Hang zu skurrilen Romanfiguren, paradoxen Wendungen und aufwühlenden Enden. Diese „Zutaten“ brauche ich einfach, sonst würde ich die Lust am Schreiben verlieren, und der Roman wäre kein Herzensprojekt mehr für mich.
Dein Projekt – deine Regeln!
Erinnere dich selbst immer wieder daran, dass du dein persönliches Herzensprojekt für dich und nicht für andere verwirklichst.
Mach es so, wie es sich für dich richtig anfühlt und nicht, wie andere es von dir erwarten. Jeder von uns ist einzigartig und hat ein eigenes Thema, einen eigenen Stil und eine unverwechselbare Art.
Versuche, deine ganz individuelle Stimme zu finden und folge ihr. Mach es so, wie nur du es kannst, und nicht, wie es 90 % der anderen Menschen tun würden.
5 Tipps zur Verwirklichung deines Herzensprojekts
Wie schaffen wir es, trotz aller Zweifel und Hindernisse an unserem Herzensprojekt dranzubleiben und es zu verwirklichen? Hier sind einige Tipps, die mir geholfen haben.
1. Hab eine Vision und einen Plan
Was ist deine Vision? Male dir das Szenario deines verwirklichten Herzensprojekts so detailliert wie möglich aus. Am besten machst du das schriftlich. Füge Bilder, Listen, Skizzen oder sonstige Elemente hinzu, die deine Vision veranschaulichen.
Dann erstelle dir einen klaren Plan mit realistischen Zwischenzielen. Das heißt, du teilst das große Ganze in kleine, erreichbare Schritte auf. Beim Schreiben eines Romans setze ich mir zum Beispiel tägliche oder wöchentliche Wortziele.
Die einzelnen Etappen helfen dir, deine Fortschritte zu sehen und motiviert zu bleiben. Je kleiner die Steps sind, desto schaffbarer und weniger überwältigend erscheinen sie dir.
Und: Du wirst unterwegs eine große Menge an Triumphmomenten erleben.
2. Akzeptiere deine Ängste und Zweifel
Ängste und Zweifel gehören dazu. Es ist wichtig, diese Gefühle anzuerkennen, aber sich nicht von ihnen lähmen zu lassen.
Akzeptiere Phasen der Mutlosigkeit – und mach trotzdem weiter! Gerade wenn du in diesen Phasen nicht das Handtuch wirfst, macht dich das stärker.
3. Lerne aus Rückschlägen
Auch Rückschläge gehören zum Prozess dazu. Sie tun weh, immerhin geht es um dein Herzensprojekt. Der Schmerz zeigt, wie wichtig es dir ist.
Versuche, dich durch Rückschläge nicht entmutigen zu lassen. Sieh sie als Chance, zu wachsen und daraus zu lernen. Fehler und schmerzende Kritik können deine Arbeit möglicherweise sogar verbessern, wenn du daraus Anregungen für deine weitere Arbeit ziehst.
4. Finde Gleichgesinnte
Wenn du Lust darauf hast, suche nach Menschen, die deine Leidenschaft teilen und verstehen. Ein starkes Netzwerk kann Wunder bewirken.
Gruppentreffen in deiner Stadt, Online-Communitys oder Freunde, die dir regelmäßig Feedback geben … Es ist toll, sich gegenseitig zu motivieren, sich miteinander auszutauschen und neue Perspektiven zu gewinnen.
5. Sei flexibel und anpassungsfähig
Der Weg zu einem verwirklichten Herzensprojekt ist selten geradlinig. Sei bereit, dich an neue Gegebenheiten anzupassen. Manchmal läuft eben nicht alles nach Plan, und es ist notwendig, den Kurs zu ändern.
Wenn ich an einem Roman schreibe, habe ich mir zwar vorher einen Plan gemacht, was darin passieren soll, aber ganz ehrlich: Beim Schreiben kommen mir dann für gewöhnlich noch viel bessere Ideen und die Story nimmt einen anderen Verlauf.
Klammere dich nicht an ein starres Ziel, sondern sei offen für neue Ideen und alternative Wege. Die einzelnen Zwischenziele deines Plans sind nicht in Stein gemeißelt. Hinterfrage sie regelmäßig und passe an, wo es Sinn macht.
Finde dein Herzensprojekt, leg los und hör nicht mehr auf!
Der Weg zu einem verwirklichten Herzensprojekt ist oft steinig. Deshalb gehen ihn so wenige.
Du brauchst nicht nur Leidenschaft, sondern auch Mut und Durchhaltevermögen.
Falls du selbst von der Verwirklichung deines eigenen Herzensprojekts träumst, hoffe ich, dir etwas Inspiration und einen kleinen Anstoß gegeben zu haben. Wage dich mutig an dein Herzensprojekt, egal wie verrückt und unerreichbar es dir erscheinen mag.
Wachse über dich hinaus und hab Spaß dabei!
Wer hat’s geschrieben?
Ich bin Anna und lebe in Potsdam. Tagsüber gehe ich einem Bürojob nach, der wenig Spielraum für Kreatives bietet, aber nach Feierabend verwandle ich mich in eine Autorin.
Während meiner Jugend kritzelte ich bereits „Romanfragmente“ in unzählige Notizbücher. Allerdings dachte ich nie ans Veröffentlichen. Der Wunsch, mit meinen Geschichten Lesende zu erreichen, kam mir erst, als ich schon über dreißig war.
Mittlerweile habe ich sechs Romane als Selfpublisherin (d. h. ohne einen Verlag) veröffentlicht. Meistens schreibe ich spannende, dramatische Geschichten, aber ein klassischer Liebesroman* findet sich auch unter meinen Büchern. Zuletzt erschien im Oktober 2022 mein Roman „Kleine heile dreckige Welt„*.
Aktuell schreibe ich an einem Gruselroman, der in einem abgelegenen Motel spielt, in dem üble Dinge passieren. Diesmal werde ich auch eigene Illustrationen in das Buch einbauen. Es macht mir unglaublich viel Spaß, meine beiden Leidenschaften – das Schreiben und das Zeichen – miteinander zu verbinden. Ich bin gespannt, wohin mich dieses Herzensprojekt noch führt!
Wenn ihr mehr über mich und meine Bücher erfahren möchtet, besucht mich gern auf Instagram oder auf meiner Website.
Die mit einem * markierten Links sind Affiliate-Links, d. h. wenn du darüber etwas kaufst, bekomme ich eine kleine Provision. Für dich erhöht sich der Preis dadurch nicht.
Genau so verwirklicht man sein Herzensprojekt. Super beschrieben, liebe Anna 🤩
Ich wünschte, ich hätte etwas früher schon angefangen, mein Herzensprojekt umzusetzen und (m)ein Buch zu schreiben. Jetzt läuft mir die Zeit buchstäblich davon. Ich kann es nicht mehr umsetzen (aus verschiedenen Gründen).
Deshalb will ich ergänzen: wartet nicht auf DEN Zeitpunkt, er wird nicht kommen, der richtige Zeitpunkt ist schon da.
Liebe Grüße
Dani
Vielen Dank für dein Feedback, liebe Dani! Ich werd’s gleich an Anna weiterleiten. 🙂
Und für dich: Alles Gute und pass gut auf dich auf! 💛
Bleib stark und mutig, Dani! 💪
Deine Mim
Liebe Dani,
es ist wahr, der richtige Zeitpunkt ist jetzt und es ist so wichtig, das zu erkennen! Ich danke dir ganz herzlich und wünsche dir alles Gute, viel Kraft und Mut!
Ganz liebe Grüße
Anna
Liebe Mim, liebe Anna,
das ist beeindruckend, wie sehr du dich für deine Herzensprojekte einsetzt! Ich finde das toll und wichtig, den eigenen Stil zu entwickeln! Es ist mutig, sich nicht dem Geschmack der breiten Masse unterzuordnen. Aber es zu tun bedeutet ja auch meistens, sich selbst gar nicht richtig zu spüren. Und das wäre für viele wirklich schade; ich glaube, gerade in Introvertierten schlummert noch ganz viel Potenzial. 💓
Viele liebe Grüße
Karin
Hallo Karin,
vielen Dank für dein liebes Feedback. Ja, ich finde auch, dass Anna das genial macht! Ich liebe ihre Bücher. 🙂
Und ich gebe dir absolut recht: In Introvertierten steckt SO VIEL Potenzial, das raus möchte, aber oft viel zu lange nicht darf … 🙂
Ganz liebe Grüße
Mim
Liebe Karin,
ganz lieben Dank! Ich stimme dir vollkommen zu. Es ist manchmal herausfordernd, seinen eigenen Stil zu finden und den eigenen Weg zu gehen, aber genau darin liegt die Kraft, langfristig glücklich zu sein und sich selbst zu verwirklichen. Nebenbei machen wir die Welt ein bisschen bunter 💕
Viele herzliche Grüße
Anna